Warum auch ich immer wieder in die Leistungsfalle tappe.

Ich war krank. Drei ganze Tage out of order. Ein ungeliebtes Szenario für die Mutter eines Kleinkindes, ein ungeliebtes Szenario für eine Selbstständige. Die Tage verbrachte ich im Bett, die späten Nachmittage schleppte ich mich mit Aspirin im Organismus auf die Bank eines Spielplatzes. Ich sehne mich nach der Zeit, als krank sein bedeutete, entspannt im Bett zu lesen, zu schlafen und sich von Mama oder Papa versorgen zu lassen. Heute sieht meine Welt anders aus: unerwartet außer Gefecht gesetzt zu werden, lässt all meine Leistungsantreiber in Rebellion gehen -immer wieder und immer noch. Kurzzeitig vergessen ist all das Wissen über Yin und Yang, den Umgang mit Schwäche und den eigenen inneren Kritikern. Der Mensch bleibt eben Mensch, und manchmal geht es auch in der Persönlichkeitsentwicklung zwei Schritte rückwärts, anstatt wieder einen nach vorn.

Auch wenn ich ausgesprochen gut darin bin, meine Mitmenschen zur Ruhe zu mahnen, ist es schwer, mir gegenüber ebenso mitfühlend zu sein. Ich bin schließlich Superwoman. Ich kann mehr ab als Andere. Aber die letzten drei Tage eben auch nicht. Und in diesem Modus der Rebellion und Frustration sehe ich nicht mehr klar. In meinen Fokus gerät nur noch das halb leere Glas. Und spätestens hier heißt es Stopp und Reißleine ziehen. Raus aus der eigenen Spirale, den Leistungsantreibern für alles danken, wobei sie mich unterstützen, aber ihnen auch klar und deutlich signalisieren, dass sie wieder herzlich eingeladen sind, sobald diese Grippe überstanden ist. Alles andere wird vertagt, in diesem Zustand bin ich eh wenig kreativ. Der nächste Flow wird kommen. Also ab auf die Couch und Buch in die Hand. Oder schlafen.

Mir hilft in solchen Situationen ebenso das Maß der Relation. Heute ist Weltgesundheitstag. Und allein diese Tatsache rückt meine kleine Geschichte in den absolut hintersten Schatten. Fast peinlich berührt bin ich dann, wenn ich an all die schweren Krankheiten denke oder die gesundheitlichen Verhältnisse in Entwicklungsländern. Danke, dass es mir so gut geht und meine kleinen Beschwerden nur temporär sind.

Dennoch weiß ich, dass es vielen Menschen, die voll in Beruf und Leben stehen, ähnlich ergeht, wenn ungeplante Schwäche um die Ecke kommt. Anderes Verhalten setzt eben anderes Denken voraus. Arbeiten Sie weiter daran, auch wenn es mal zwei Schritte zurück geht.

Ich wünsche Ihnen Gesundheit und uns allen die Fähigkeit, besser mit der temporären Abwesenheit von Leistungsstärke umzugehen. That´s life!

 

Herzlichst,

Ihre Jessica Calaminus

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