Die Kunst des Fragens - und ein professional regret.

Für viele (junge) Führungskräfte sind Mitarbeitergespräche eine große Herausforderung. Woher ich das weiß? Ich war selbst junge Führungskraft und kann mich ausgesprochen gut daran erinnern, was mir in meiner "frühen Gesprächsführung" wichtig war. Erstens, der Mitarbeiter soll sich mit mir wohlfühlen (schon nicht schlecht!) und zweitens, niemals die Kontrolle über ein Gespräch verlieren (Hä?). Soll heißen, dass (junge) Führungskräfte sich oft ein klares Ziel für den Ausgang des Gespräches wünschen und das auch kontinuierlich verfolgen. Die Motivation dahinter ist oft die, kompetent und überzeugend wirken zu wollen. Oder aber die Angst vor einem Gespräch, das möglicherweise in eine ganz andere Richtung läuft und dem man sich nicht gewachsen fühlt. 

Oft führen erst persönliche Reife, Erfahrung und Reflexion dazu, zu erkennen, wie viel einem durch Kommunikation ohne Fragen entgehen kann. Zum Beispiel das Vertrauen des Mitarbeiters und das Gewinnen neuer Erkenntnisse, oft für sich selbst, meist aber für alle Beteiligten.

Was passiert also, wenn ich Fragen stelle, auf die ich keine Antwort oder nur die meinen habe? Ich erweitere meinen eigenen Raum an Erklärungen, ich helfe mir und meinem Gegenüber dabei, ins Denken zu kommen und neue Erklärungs- und Lösungsansätze zu formulieren, die wiederum anderes Verhalten möglich machen. Und nur ganz nebenbei stärke ich die Beziehung zwischen mir und meinem Mitarbeiter.

Wie aber können sich (junge) Führungskräfte auf diese konkrete Aufgabe der Kommunikation vorbereiten? Möglichkeiten gibt es viele. Ratgeber, Mentoren, Coaching oder ein Führungskräftetraining. Aber an jedem Anfang sollten auch hier Fragen stehen. Zum Beispiel die Frage "Was bedeutet Führung für mich?" oder "Wie möchte ich als Führungskraft wahrgenommen werden?" oder "Kenne ich Situationen, in denen mir Kommunikation misslungen ist?" Nehmen Sie sich doch (mal wieder) die Zeit, zu überlegen, wie gut sie darin sind, Fragen zu stellen, die neue Antworten möglich machen.

Ich jedenfalls denke mit einem professional regret an das ein oder andere Gespräch zurück, in dem ich meinem Gegenüber keine guten Fragen gestellt und uns somit einen Raum verweigert habe, in dem wir gemeinsam hätten wachsen können. Dafür entschuldige ich mich von Herzen und garantiere, ich mache es mittlerweile besser.

 

Ihre Jessica Calaminus

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